Chinas weicher Unterleib

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Uwe Hoering, August 2020

Zuhause mag Chinas Präsident Xi Jinping der starke Mann sein. Unter seiner Führung haben Regierung und Zentralkomitee die internen Fraktionen in der Kommunistischen Partei Chinas und eigenwillige Provinzchefs, Unmut in der Bevölkerung und die vielfältigen wirtschaftlichen Probleme anscheinend einigermaßen unter Kontrolle. Doch keine Frage: Corona hat auch China gebeutelt. Dazu kommen der Handelskrieg und die unmissverständliche Strategie der USA, ihre globale Vormachtstellung mit harten Bandagen zu verteidigen. Pekings Ansehen hat weltweit gelitten – durch Rassismus gegen Afrikaner*innen in zahlreichen chinesischen Städte  und die anfängliche Eierei im Umgang mit dem Virus. Und natürlich durch das drakonische Vorgehen in Hongkong und in Xinjiang.

Pluspunkte sammelt die chinesische Regierung, weil wirtschaftlich die Erholung auf gutem Wege scheint. Im zweiten Quartal 2020 steigen nach offiziellen Angaben die ökonomischen Wachstumskennzahlen wieder. Doch wie dauerhaft und stabil das ist, hängt ab von der Entwicklung der Weltwirtschaft, der Krisenbewältigung in den westlichen Industrieländern und in den Ländern in der Region. Das gilt erst recht für die angestrebte industrielle Modernisierung („Made in China 2025“), um die Volksrepublik bis zum 100. Jahrestag ihrer Gründung 2049 zu einer vollwertigen globalen Großmacht zu machen. Ansonsten könnte die Legitimation von Regierung und Partei bröckeln. Darum verstärkt Peking die Imagepflege und die Suche nach Verbündeten. Eine Möglichkeit dafür ist die Belt&Road Initiative (BRI), auch wenn das ehrgeizige Infrastruktur- und Investitionsprojekt ebenfalls unter den Auswirkungen der Pandemie gelitten hat.

Volltext: Uwe Hoering, Chinas weicher Unterleib. Beitrag für den Südwind-Institut-Blogspot.com, August 2020

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